(Überarbeitet und ergänzt)
Fehler
Na klar habe ich immer noch "Schwächen" und mache immer noch "Fehler" - ich bin nur nicht mehr mit ihnen identifiziert. Sie ärgern mich nicht, berühren oder bekümmern mich nicht (mehr), sie müssen nicht ausgeräumt werden, ich muß mich nicht mehr schlecht fühlen und für meine sog. Schwächen bestrafen, noch können andere mich für meine sog. Schwächen bestrafen. Ich verurteile mich nicht mehr, genausowenig wie das Urteil anderer mich nicht mehr bekümmert. Ich BEWERTE nicht mehr, deshalb ist das, was dem angepassten Ego eine Schwäche, ein Fehler/Fehleistung oder eine Unangepasstheit an die Normen ist, zwar immer noch da, aber sie werden eben auf neutrale Art wahrgenommen als das was es ist: ein Fliegenschiß, Nichts.
(Es ist total bekloppt, von Schwächen zu reden/schreiben, die keine Schwächen mehr sind und daher auch als solche nicht wahrgenommen werden können. Insfern habe ich keine Fehler und Schwächen, obwohl Du darüber garantiert gegensätzlicher Meinung wärest, Herr Horschemol, gell? LOL!)
Meine sog. "Ichschwächen" gehören in eine andere Kategorie von "Fehlern". Sie waren mir eine ständige Quelle des Ungenügens und der (phantasierten) Niederlagen.
Ich habe früher ständig an mir herumgedoktort, noch schlimmer: ich l i e ß doktern: Weil ich mich nicht wehren konnte, machte ich ein "Aggressionstraining", ein Training, nicht um Aggressionen einzudämmen, sondern umgekehrt, mich in gesunder Aggression selbst behaupten zu können, meine Interessen wahrzunehmen, statt immer ängstlich anderen den Vortritt zu lassen. Einmal ohne schlechtes Gewissen laut zu werden und eine gesunde Wut oder einen berechtigten (!) Ärger zu zeigen, ohne mich anschließend als schlecht und abgrundtief böse zu fühlen, war mir damals unmöglich. Das Training hat nicht geholfen,nicht zuletzt weil alles nur ein Spiel war. Auch hier fand ich diese typische Double-Bind-Situation wieder: Sobald ich nämlich vor Ort und live tatsächlich einmal aggressiv oder laut wurde, wurde mir die Tür gewiesen, Begründung: Widerstand und Abwehr. Wenn ich Spiel-Anordnungen nicht verstand, wurde ich von dem äusserst ungeduldigen und autoritären Leiter/Psychologe aus der Gruppe entfernt und in die Ecke gesetzt. Meine Verwirrung wurde nicht geglaubt, sondern als Abwehr & Widerstand gedeutet.
Diese Double-Binds sind in allen therapeutischen Situationen gegeben. Als Spiel - als Tun-als-ob - ist Aggression erlaubt, im Rollenspiel wirst du dazu aufgefordert, aggressiv und fordernd zu deinen Eltern, Partner oder deinem Chef zu sprechen, du sollst und darfst sogar wütend werden und sie anschreien und dabei sollst du authentisch sein - aber sobald sich eine wirkliich echte authentische Aggression gegen den Therapeuten selbst richtet, bist du draußen. Therapeuten sind sakrosankt, sie genießen Immunität. Darin liegt ihr Machtpotential bzw. Machtmißbrauchspotential.
Eine weitere Schwäche und Quelle ständiger Selbstverachtung war meine Art, anderer Leute Schwächen auf die eigene Kappe zu nehmen. Ich bin mir nicht sicher, ob aus Höflichkeit oder aus anerzogener weiblicher Unterwerfungslust, es war eine Art Reflex, den ich mir nicht abgewöhnen konnte. So konnte ich beispielsweise einem Bekannten nicht sagen, dass ich (mit einiger Berechtigung) seinen Autofahrkünsten nicht traute, sondern ich machte mich selbst selbst unfähig, klein oder krank, indem ich z.B. sagte, dass mir beim Autofahren schlecht würde... Damals glaubte ich, dass es Angst war, die mich zurückhielt - die Wahrheit zu sagen, schien mir nicht zumutbar, es schien mir, als müßte ich zwanghaft die anderen auf meine Kosten schützen und schonen und bewertete mein Verhalten mit den Begriffen Unfähigkeit, Schwäche, Krankheit.
Nun, dieser kleine (selbstgebastelte) Dämon taucht doch tatsächlich zuweilen immer noch auf. So beispielsweise, als Mr. Letterman mich vor 2 Jahren querfeldein durch die wilde Prärie Nordhessens jagen wollte, da entschuldigte ich mich damit, dass ich mir doch keine Zecken zuziehen wolle. In Wahrheit hatte ich kein Vertrauen in seinen Richtungssinn, der Typ, das hatte ich schon gemerkt, war ein Chaot, ein Abenteurer, dem durfte ich mich nicht anvertrauen, der verschwand einfach mal so aus dem Blickfeld, wenn ich ihn aus den Augen ließ. Mit dem über unwegsames und wildwüchsiges Gelände, wo wir uns eh schon kilometer abseits verlaufen hatten und die Nacht schon hereinbrach? Niemals!
So gingen meine Gedanken damals, Herr Letterman, so sieht die Wahrheit aus, mein Herr! LOL!
Ja, und neulich passierte es ein weiteres Mal, dass ich gegenüber einem Bekannten den Schongang einschaltete und ich stellte dabei wieder einmal fest, dass es mich überhaupt nicht mehr berührt oder bekümmert, und zwar w e i l ich das nicht mehr (als Unfähigkeit und Schwäche) BEWERTE! Ich registriere diesen Reflex oder Vorgang einfach nur, ohne ihm eine irgendwie geartete Bedeutsamkeit zuzuweisen.
Seit meiner "Auferstehung" im Herbst 2011 hat sich vieles geändert, aber vieles ist auch geblieben.
So hätte Jesus nicht gesprochen?
Das hört man vorwiegend aus Pharisäer-Munde, wenn sich der "Kaiser", das angepaßte Eltern-Ich (Überich) in seiner angemaßten Ehre beleidigt und erniedrigt fühlt. Als hätte Jesus je Nattern an seinem Busen genährt! Als hätte Jesus nicht die Peitsche genommen und Händler aus dem Vorhof des Tempels getrieben. Und er treibt sie heute noch aus, JETZT in diesem Moment - i n DIR, i n uns.Dieses "Ungeziefer der Seele" sind u.a. die Händler, die Schacherer, die den Kuchen essen und behalten wollen, sich nicht zwischen Welt und Gott entscheiden wollen. Der Sozialreformer Judas ist solch ein "Händler", der die Revolution will und glaubt, auf diese Weise das Reich Gottes auf die Erde zu holen, statt in sich selbst zu finden.
Alles diese Namen sind nur Metaphern für Ich-Anteile, die uns vom Inneren Heiligtum, dem Wahren SELBST (Buddha oder Christus-SELBST) trennen.
Wer nicht für mich ist, ist gegen mich
sagt Jesus und hat damit absolut recht. Mit "Jesus" gibt es kein bequemes sowohl - als auch. Hier muss man sich entscheiden: Entweder- Oder. Entweder fürs wahre Leben oder für den (seelischen) Tod. Wer gegen Jesus (das Wahre SELBST) ist, hat sich für den Tod entschieden und gehört damit zu seinen Verfolgern, seinen Häschern, zu denen, die ihn ununterbrochen ans Kreuz schlagen.Jeder, der den spirituellen Weg geht, wird an diese Weggabelung kommen und sich entscheiden müssen.
Offene Weite - nichts von heilig
Das sog. Heilige ist die letzte kategorische Begrenzung, die überstiegen werden muß. Das Heilige (Gott, spirituelle Erfahrungen, mit denen man identifiziert ist) als Konzepte des spirituellen Egos erkannt - und yipppppiiiiieeeee! Tragisch: Sogar die LIEBE kann zum Konzept werden!Tragikomisch auch wieder, dass der spirituelle Maulheld, für den es offenbar so etwas wie Transformation und Transzendieren gar nicht gibt - trotz seiner Heiligkeitsabwertung (das ist sie nämlich in diesem Fall, denn das Heilige muss transzendiert werden statt negiert oder abgewertet) von einem Guru oder Meister einen heiligen Nimbus und ein heiligmäßiges Leben zu erwarten scheint. Da imponiert immer noch der Lendenschurz, das Käppi und das weiße Gewandl.
Aber wie stets ist auch hier nicht das Heilige selbst das Problem, sondern die Identifikation des Ego mit der Heiligkeit.
Gewahrsein
ist zwar unsere Wahre Natur, aber als das dritte Auge sich das erste Mal ein wenig öffnete, schien es das "Ganz Andere" zu sein. So fremd, so erschreckend und numinos... Die ersten Ein-SICHTEN liessen sich nicht fassen und artikulieren. Sie kamen wie ein kleiner Hauch und als ich danach greifen wollte, war es wieder weg. Ähnlich wie man morgens aufwacht und erhascht grad noch einen Zipfel eines schönen Traumes, aber egal, was man macht, er läßt sich nicht mehr fassen. Mit der kontinuierlichen Vergrößerung des Fokus oder Bewußtseinserweiterung ändert sich das: die Erkenntnis, die sich vorher nicht fassen ließ läßt, wird glasklar und läßt sich auch in Sprache formulieren.Nur das Herz kann beurteilen,
ob ein anderer Mensch aus eigener Lebens- bzw. spiritueller Erfahrung heraus oder nur aus angelerntem theoretischem Bücherwissen schreibt oder spricht. Ein verkopfter linkshirnig gepolter Verstand kann in den Schriften anderer eben auch nichts anderes als Theorie wahrnehmen bzw. projezieren.Im übrigen ist es der WAHRHEIT völlig schnurze, aus welchem Mund sie spricht. Aus Kinder- oder Narrenmund - Jacke wie Hose. Ich erinnere mich: Vor vielen Jahren in meiner Zeit bei den Anonymen Alkoholikern war ein Mann, der nicht gerade mit Intellekt oder Intelligenz gesegnet war. Aber einmal sprach er einen Satz aus - ich weiss nicht mehr, was - aber der hat mich fast umgehauen, der traf mich mitten ins Herz...boah, mit einem Schlag wurde es Licht in mir!
Oh, sollte ich den Mann sooo unterschätzt haben, verwunderte ich mich, ist er in wirklich vielleicht ein ganz anderer, ein Heiliger, ein weiser Mann? In meiner Ergriffenheit und Bewunderung ging ich später auf ihn zu und bedankte mich überschwänglich bei ihm für die Einsicht, die er mir mit seinem Satz beschert hatte. Er lächelte nur verlegen und verdrückte sich schnell.
Die Wahrheit war, wie mir relativ schnell klar wurde, dass er einfach nur bewußtlos eine wiederholte und oft gehörte AA-Allerweltsweisheit von sich gegeben hatte, die ich schon öfters gehört hatte, die aber nie so ganz an mich ran ging. Der Zufall? Schicksal? oder Gott WhatEver wollte es, dass mein Herz in diesem Moment offen und empfänglich für die WAHRHEIT und die Weisheit war. Es hatte mit diesem Mann aber nicht das geringste zu tun! Ich bin sicher, er war sich der wahren Bedeutung dessen, was er da so leicht dahinsagte, gar nicht bewußt.
Was ich damit sagen will: Der Verstand neigt dazu, die Weisheit zu personalisieren, und dann kommts vor, dass man sich bei Menschen für etwas bedankt, von dem sie selbst überhaupt keine Ahnung haben. Das ist mir früher sehr oft passiert. Dennoch war der Dank nicht unangebracht - einer mußte ja die Wahrheit aussprechen, damit ich sie empfangen konnte.
Aber wie gesagt, ist es egal, wer eine Weisheit oder Wahrheit ausspricht, ob der Sender sich ihrer bewußt oder unbewußt ist - es kommt wie stets nur auf das offene Herz des Empfängers an!
Ein anderes Wort für ein offenes Herz ist der (erweiterte) Gewahrseinsfokus.
Glaube vs. GLAUBE
Wenn die Kirche dogmatisch behauptet, dass der Glaube an Jesus Christus unsere Rettung sei, dann hat sie recht. Dass dies ein Vorwand für Religionskriege wurde, liegt daran, dass die Kirche nicht nachdrücklich genug klar gemacht hat, dass das Himmelreich in uns liegt: Jesus CHristus als unsere Wahre Natur, statt dessen hat man aus Jesus Christus einen unerreichbaren Götzen gemacht. Glaubst du an Jesus? Diese Frage hieß, glaubst du an den Jesus der Geschichte, glaubst du an den Buchstaben der Schrift. Diese Frage entscheidet tatsächlich über Leben oder Tod; aber anders als es gemeint war, - nämlich innerlich - hat die Kirch/Inquisition diese Fragen aus dem Raum der Innerlichkeit in den Raum der Geschichte verlagert und wer nicht an den Buchstaben glaubte, dem hat man sein Leben genommen.Wer an mich glaubt wird ewig leben. Eine absolute Wahrheit.
Absolute Wahrheit - Definition
Niemand kommt zum Vater denn durch mich, sagt Jesus.Anders gesagt: Niemand kommt in den Himmel, ohne durch die Hölle der Individuation gegangen zu sein. (Schattenintegration,Heilung).
Nochmal anders: niemand kommt zum Heil, der nicht Heilung erlangt hat.
Dies ist für mich eine absolute Wahrheit.
Alles, was Christus als das Wahre SELBST in und aus mir selbst heraus "sagt", ist in diesem Sinn für mich eine Absolute Wahrheit. Wenn ich jetzt sagen würde: A l l e Aussagen Jesu sind absolute Wahrheit, dann handelte es sich bei dieser Aussage um eine relative Wahrheit, d.h. es wäre ein Glaubenssatz (Dogma), insofern ich damit identifiziert wäre. Dies deshalb, weil ich noch nicht a l l e Aussagen Jesu als lebendige Wahrheit in meinem Herzen erkannt habe.
Insofern würde ich ergänzend sagen: Die gesamte Bibel ist für den Gläubigen eine relative und für den Erfahrenden/Erkennenden (Mystiker) eine absolute Wahrheit. Der eine versteht sie exoterisch dem toten Buchstaben nach, dem anderen wird die Schrift nach und nach als eine lebendig gewordene Wahrheit von innen heraus offenbart. Aber nicht allein die Bibel, sondern alle Heiligen Schriften enthüllen sich in ihrem wahren Sinn.
Es gibt Männer,
die finden den Intellekt, die Intelligenz einer Frau erotisch, andere fühlen sich von ihr in ihrer männlichen Monopolstellung verunsichert, viele halten weibliche Intelligenz sogar für verkopfte Intellektualität. Dem patrischen "Knilch" sind intellektuelle Frauen garstige "Emanzen" oder "kastrierende Weiber".Auf meinem Weg
gab es Phasen, da habe ich mir jeden Schuh angezogen: Alle schlechten Eigenschaften waren die meinen. Das bin ich, jenes bin ich...Da gings mir gar nicht gut und ich dachte, ich bin in einer psychischen Krise. Es ging wieder vorbei... Heute glaube ich, dass das notwendig war - dass ich mich auch mit allem identifizierte, was ich glaubte, nicht zu sein.Geschichte (History) vs. Geschichte (Story)
Ich habe schon öfters gelesen, wie von dogmatischen Neo-Advaita-Aposteln, die sich als erwacht bezeichneten, die spirituellen Erfahrungen von Menschen als "Geschichten erzählen" bezeichnet oder mit "romantischen Gefühlen" gleichgesetzt wurden. Dass ihr eigenes Erwachen eine "romantische Story" ist, die schon lange der Geschichte angehört, schien ihnen allerdings nicht bewußt.Ich sehe die Sache so: Alles, was du sagst, alles, was die Sprache formuliert, ist Geschichte im Sinne von Historie, Vergangenheit. Genau wie alles was das Ego als Gründe für sein Tun angibt, eine spätere Rationalisierung ist. In Wirklichkeit gibt es keine Gründe: wo das Ursache-Wirkung-Prinzip aufgehoben ist, erkennt man, dass die Dinge grundlos geschehen. Im Grunde ist alles, was vergangen ist, Fiktion, die Menschheits- wie die Lebensgeschichte...
Und dennoch...
Kunst
Der Künstler braucht das Leid, um Künstler zu sein, sagte mir einmal ein Künstler. Seine Kunst entspringt dem Leiden und dient eigentlich nichts anderem als der Kompensation von Leid. Wirkliche Kunst weist darüber hinaus auf die Wahre Wirklichkeit., sie ist ein Finger der auf den Mond weist. Hat der Künstler sich SELBST verwirklicht, hat sich die (religiöse) Kunst erledigt. Deswegen haben viele Künstler den letzten Schritt nicht getan: der Tod des Egos ist auch der Tod der Kunst, denn wer braucht noch Symbolik, wenn er die Wirklichkeit schaut, - wieso Finger malen, beschreiben oder besingen, wenn er auf dem Mond l e b t?
Aber das Ego haftet am Leiden und der Leidenschaft... das Elend des Menschen ist dem Künstler eine stetige Quelle der Inspiration.... die Vorstellung von dieser Quelle abgeschnitten zu sein, erschreckt ihn zutiefst...
Das Ego
will immer mehr, als es jetzt und heute gebrauchen kann. Ich habe eine Zeitlang jeden Tag nur das gekauft, was ich für das unmittelbare Überleben brauchte. Das ist gar nicht so einfach, weil man heutzutage immer alles im Dutzend kaufen muß. Es gibt nur noch Großpackungen. Hier in Gladenbach gibt es noch ein Geschäft, da kann ich die Nägel, Haken usw. noch einzeln kaufen. Aber auch nicht mehr lange...
Der Böse Blick
hat mich immer schon fasziniert. "Attribuierungsstil" ist nur ein Synonym. In der WG, in der ich früher einmal lebte, war ein junger Mann, der wurde einmal furchtbar böse, weil er über das neue Bild, welches er sich voller Freude und Stolz an der Wand aufhängte von einigen Mitbewohnern ausgelacht wurde, es sähe lächerlich und absolut altmodisch aus. Es war ein Pferdebild und es war glaube ich eine Art Gobelin, diese ARt, wie man sie im Orient heute noch gerne hat.
Er riß das Bild fluchend herunter und warf es in den Müll. Ich verstand das. Er hätte niemals mehr mit seiner ursprünglichen Freude darauf blicken können, für immer hätte er das Bild mit dem Bösen BLick der anderen angeschaut.
Man internalisiert diese "Blicke". Auf diese Weise empfängt man auch als Kind sein negatives Selbstbild. Man wird zu dem, wie man wahrgenommen wird von anderen. Heute weiß ich, wie man sie "exorziert" bzw. bin ich immun dagegen.
Gottesliebe
In den Gesangbüchern der evangelischen und katholischen Kirche gibt es wunderschöne Liedertexte. Es ist erst ein paar Jahre her, dass ich mir ein Gesangbuch aus einer Kirche mitnahm, weniger, dass ich zuhause sang, als dass ich mir die Texte zu Herzen gehen ließ... Ich ging in den Kirchenchor wegen der Liedertexte , weil ich nicht nur meine eigene Stimme hören wollte und kopierte mir die schönsten Lieder.. (Weil meine Stimme so tief war, sang ich mit den Männern entweder Tenor oder Baß. Seit meiner schweren Bronchitis vor kurzem kann ich kaum noch Töne treffen weil mir die Stimme bricht.)Mit diesen Liedern bzw. Liedertexten war ich ein Herz und eine Seele. Wer das nicht kennt, weiß nicht, was LIEBE ist: Auch wenns "von oben", aus der transpersonalen Sicht anders aussehen mag: Die Liebe zu Gott ist dennoch kein frommes Märchen. Ob ich Gottes- oder SELBSTliebe dazu sage, ist mir jetzt Jacke wie Hose, in mir ist es EINS, Und deshalb steht für mich immer noch felsenfest fest: Zur Wahren Selbstliebe kommt man nur über die Gottesliebe!
Anders gesagt: Ohne Gott - oder ohne Religion gibt es keine Spiritualität...Ohne Exoterik keine Esoterik. Weiße Wände können m. E. die Hingabe an eine sog.Höhere Macht nicht ersetzen und allein die Beobachtung des Denkens macht das Denken nicht frei. Sich ständig einzureden, ich bin nicht meine Gefühle, ich bin nicht meine Gedanken ersetzt keine Schattenarbeit/Individuation, d.h. kann m. E. keine dauerhafte Desidentifikation von Gefühlen und Gedanken bewirken.
Achtsamkeit ist der Schlüssel und wenn dich die Achtsamkeit über die Schwelle des Unbewußten trägt, dann ist es nicht das falscheste, einen festen Glauben und unerschütterliches Vertrauen in einen Jesus (oder Gott) zu haben, der deine Angst beschwichtigt und dich trockenen Fußes über die stürmischen Gewässer des Unbewußten trägt. Dem "Ungläubigen" nämlich wird es sonst wie dem zweifelnden Petrus ergehen, der in letzter Sekunde seine Hand ausstreckte und sein Vertrauen bewies.
Sofort danach schickte Jesus seine Jünger zum Boot zurück und befahl ihnen, ans andere Ufer überzusetzen, während er die Menschen nach Hause entließ. Dann stieg er allein in die Berge hinauf, um dort zu beten. Als es dunkel wurde, war er immer noch allein dort oben.
In der Zwischenzeit gerieten die Jünger weit weg vom Ufer in Seenot, denn ein starker Wind war aufgekommen, und sie hatten gegen hohe Wellen anzukämpfen.
Gegen drei Uhr morgens kam Jesus über das Wasser zu ihnen. Als ihn die Jünger sahen, schrien sie entsetzt auf, denn sie hielten ihn für einen Geist. Doch Jesus sprach sie sogleich an: »Es ist gut«, sagte er. »Ich bin es! Habt keine Angst.«
Da rief Petrus ihm zu: »Herr, wenn du es wirklich bist, befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen.« »Dann komm«, sagte Jesus. Und Petrus stieg aus dem Boot und ging über das Wasser, Jesus entgegen.
Als er sich aber umsah und die hohen Wellen erblickte, bekam er Angst und begann zu versinken. »Herr, rette mich!«, schrie er. Sofort streckte Jesus ihm die Hand hin und hielt ihn fest. »Du hast nicht viel Glauben«, sagte Jesus. »Warum hast du gezweifelt?«
Als sie schließlich zurück ins Boot stiegen, legte sich der Wind. Da beteten ihn die Jünger an. »Du bist wirklich der Sohn Gottes!«, riefen sie.
http://gott.net/jesusgeschichten/sinkender-petrus.html
Die TodesSymbolik in dieser Geschichte ist jedem klar, der auf dem Individuationsweg die unbewußten Tiefen durchquert hat. Die Symbolik des "Anderen Ufers", der Überquerung des Todesflusses (Styx) kann man in jeder Religion finden. Petrus wie alle Apostel sind tiefenpsychologisch interpretiert allesamt "Teilpersönlichkeiten", Ich-Anteile... Hier wird gleichnishaft in Bildern dargestellt, was während Individuationsprozessen innerseelisch geschieht.
Da gibt es viele dunkle Nächte, Phasen, in denen man sich von Gott und allen guten Geistern verlassen fühlt. Dies ist deshalb besonders schlimm, weil und wenn man sich zuvor schon eines großen Friedens, Freude und vieler geistiger "Süßigkeiten" oder "Seligkeiten" erfreute und sich dadurch oftmals schon am Ziel wähnte.
Dann aber muss man noch einmal hinab, noch einmal gilt es, Schatten zu konfrontieren. Gott ist fern (Jesus auf dem Berg) Man fühlt sich total hilflos und allein den Wogen des Unbewußten ausgeliefert, durch vorangegangene Tiefenprozesse aber hat man schon gelernt, übers Wasser zu laufen, d.h. man lernte, sich nicht mehr mit den Inhalten des Unbewussten zu identifizieren. Trotzdem kommt immer wieder einmal eine schreckliche Angst vor dem Versinken, vor der Auflösung, vor dem Tode auf. (Ich habe zu manchen Zeiten oft davon geträumt, übers Wasser zu laufen, mit Anlauf klappte das auch recht gut... lol)
Derweil das Menschlein orientierungslos, verlassen und verängstigt sein heftig schaukelndes Lebensschifflein durch das gefährliche Meer des Unbewussten rudert, ist Jesus (Wahres Selbst und der eigentliche Steuermann) auf dem Berg, d.h. er ist beim "Vater". Als er auf dem Wasser laufend zu ihnen zurückkehrte konnten sie es zunächst nicht glauben, dass dies Jesus war, als sie ihn aber "erkannten", wußten sie sich beruhigt und gerettet, er gab ihnen die Gewissheit, dass es auch ihnen möglich ist... Petrus blickt zurück - Petrus sehe ich als den Teil in uns, der sich noch an die Vergangenheit klammert, er kann noch nichtganz loslassen, sein Vertrauen ist noch nicht gefestigt, deshalb versinkt er im Moment des Zurückblickens,ganz ähnlich wie Lots Frau zur Salzsäule erstarrte, weil sie auf die Stadt Sodom zurückblickte, die sie verlassen sollte...
Erst nach seinem Wasserlauf wird Petrus ist sein Vertrauen in Jesus gefestigt. Nun ist er der Fels geworden, auf dem Jesus seine Kirche (Reich Gottes) zu bauen verspricht.
Das "Andere Ufer" zu erreichen, bedeutet jenseits von Verstand und Ego in das Reich Gottes einzutreten.