Das richt'ge Buch zum Herzen spricht
und zum Verstand:
"Es werde Licht!"
Nichtzweiheit heißt christlich ausgedrückt, in der Einheit des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes zu sein. Dies wiederum bedeutet u.a. ein einiges SEIN im GEISTE mit allen toten und lebenden Geistern, insoweit ihre Worte und Werke aus der höchsten WAHRHEIT sind.
Wenn ich z.B. sage, ich stehe im selben Geist wie Nietzsche, dann meine ich nicht (nur) die relativen Wahrheiten/Philosophien des relativen Nietzsche-Geistes, sondern primär den GEIST der höchsten WAHRHEIT, der mir in vielen seiner Aussagen aufgeleuchtet ist.
So ist es mit allen sog. Großen Geistern oder Großen Namen. Nicht der Person eines Nietzsche oder eines Ramanas oder Oshos usw. fühle ich mich hier verbunden, sondern jenseits der Person, jenseits der Namen BIN ICH mit "ihnen" eines Geistes in der EINHEIT des Geistes der höchsten (absoluten) WAHRHEIT.
(Verbundenheit hat nichts mit Einheit zu tun, Verbundenheit ist für mich immer Verbundenheit unter Personen, Einigkeit in dem, was relative WAhrheiten angeht.)
Mit manchen dieser sog. Großen Geister fühlte ich auch eine persönliche Verbundenheit, z.B. mit Nietzsche, ich konnte mich mit ihm bzw. seiner allzu christlich geprägten Biographie und schwarzpädagogischen Erziehung identifizieren. Sein Schmerz war mein Schmerz. Diese Art von Verbundenheit ist auch eine Art "Einssein", ein Erkennen im gemeinsamen Schmerz, er teilte mein Leid oder vice versa...Mitgefühl. Diese Art von Einssein allerdings betrfft nur die personal-duale Ebene und hat nichts mit dem transpersonalen EINS-SEIN jenseits von Ego/Person zu tun.
I'm in you - you are in me - an dieser Stelle hatte diese Verschmelzung/Identifikation mit einem anderen Menschen- wenn auch "nur" einen relativen, doch auch seinen überaus berechtigten Sinn und Stellenwert.
Natürlich ist die relative und die absolute Ebene nicht voneinander zu trennen, nur werden leider die Ebenen allzuoft vertauscht.
Erst heute weiß ich, dass meine Art, Bücher zu lesen in sog. Schattenarbeit übergegangen ist - ich glaube, wir alle machen wir sog. Schattenarbeit, ohne es zu wissen, z.B. wenn wir Bücher, Biographien lesen, in denen wir uns, unsere Geschichte, unser Leiden, unseren Schmerz wiederfinden. Mit Franz Kafka ging es mir ebenso wie mit Nietzsche, ich fand mich wieder in ihm bzw.seinen Erzählungen, ich wurde zu Franz Kafka - und wie er die Welt sah, sah ich sie ebenfalls zu manchen Zeiten.Tränenüberströmt schrieb ich mit ihm zusammen den "Brief an den Vater"... (im Nackten-Kaiser-Vokabular des befreiten Kindes: Pöser Pädagoge):
http://gutenberg.spiegel.de/buch/169/1
Sören Kierkegaard: Ich erkannte ihn und mich, meine/seine Ängste, mein/sein existentielles Leiden, meine Depressionen wieder in seinem Werk: Der Begriff Angst. Sein Ringen mit dem Christentum war mein Ringen... Die Auflösung seiner Verlobung sah ich anders als die meisten Interpreten als eine Art Opferung der weltlichen Liebe zugunsten der Liebe Gottes. Sicher war oft viel Projektion dabei, aber man könnte sagen, es war eine konstruktive Projektion.
Hugo von Hoffmannsthal fällt mir noch ein, Der Brief von Lord Chandos an Francis Bacon:
http://gutenberg.spiegel.de/buch/997/1
Mit ihm zusammen entdeckte und erlitt ich die Gewißheit, dass die Sprache nicht die wahre WIRKLICHKEIT wiedergeben kann. Der Brief gab diesen grausligen Schrecken der sich in mir ereignenden "Sprachzertrümmerung" wieder. Wie gut kannte ich dieses sich auflösende und zersplitternde Ich, dem die Worte "wie modernde Pilze" von den Lippen bröselten... Ein wahres Wunder, dass ich daran nicht wahnsinnig wurde! (Erst gerade jetzt fällt mir auf, dass auch diese ziemlich grenzüberschrittene Phase in die Rubrik "Schattenarbeit" fällt. AHA!)
Das sind nur einige wenig, aber fast hätte ich Hermann Hesse vergessen. Er war mir recht eigentlich die Initiationszündung. Siddharta. Ich glaube, ich habe alle seine Bücher gelesen. Seine Briefe an die Eltern... ich.
Auf diese Weise fand ich alle Schriftsteller, bzw. den menschlich-persönlichen (!) Geist aller sog. Großen Geister ebenfalls in mir als ICH.
Überhaupt ging ich seelisch durch alle literarischen Epochen, anders gesagt: im Sinne von "Ontogenese ist Stammesgenese" (übrigens auch eine eigene Erkenntnis, die mir aus dem fruchtbaren Miste eigener empirischer Erfahrungen zuwuchs) wurde mir exact im Jahre Tschernobyl (1987?) bewußt, dass ich in meinem Unterbewußtsein die ganze Entwicklung der Menschheitsgeschichte beherberge, eben auch das Wissen um alle Zeit- oder Kunstepochen. Hey - gerade eben fällt mir ein, dass ich hierbei wohl mit dem unterbewußten Bereich in Kontakt war, was man das Kollektive Unbewußte nennt. AHA!
Der Deutsche geht nicht gerne auf die Barrikaden, sich wehren oder gar wildes Revolutionieren ist nicht sein Ding.
Es muß ihn schon hart treffen, bevor sich ein autoritätsverängstigter Mensch gegen die Obrigkeit wehrt. Einen Comedian im TV hörte ich das gestern so formulieren: Wenn der Deutsche einen Bahnhof stürmen will, dann kauft er sich vorher brav eine Bahnsteigkarte. Lol, so sind wir Deutschen!
Den Deutschen kümmerts scheinbar auch wenig, überwacht und abgehört zu werden. Ich hab ja nichts zu verbergen, sagt sich der brave Mann. Dass man Transparenz aber umgekehrt auch von der Obrigkeit/NSA fordern dürfte, kommt ihm dabei nicht in den Sinn. "Ordnung muß sein" ist noch immer sein Lieblingsspruch, deshalb sorgt Deutschland noch immer gerne für Ordnung in der Welt.
Natürlich betrifft Autoritätshörigkeit nicht nur Deutsche, es ist die grundlegende Angst vor der (inneren) Freiheit eines jeden Menschen, eine "Mordsangst", die auf dem psychospirituellen Weg konfrontiert werden muß.
In meiner Zeit bei den Anonymen Alkoholikern überwand ich sehr viele Ängste, u.a. wurde mir bewußt, wie ich anfangs förmlich um Erlaubnis bettelte, sagen zu d ü r f e n , was mir auf dem Herzen lag, in der ARt: Hey, ich möchte gerne sagen, was mich an Euch, am AA-Programm uva. stört, - DARF ich? Natürlich gab man mir keine Erlaubnis, im Gegenteil, die Abwehrreaktion war sofort da, das AA-Programm war sakrosankt und über jede Kritik erhaben.
Ich war sauer auf die Leute, die mich zu bremsen und mir meine "Rechte" oder Freiheiten streitig zu machen schienen. Es dauerte seine Zeit, bis mir klar wurde, dass es eine Instanz in mir selbst ist, die das besorgt und dass ich mir das Leben - die Freiheit ! "nehmen" muss und dass ich meine sog. "MenschenRechte" gegen den Willen/Widerstand des Kollektivs und gegen den Widerstand der inneren Überich-Instanz behaupten konnte. Ja, dass ich nicht nur Menschenrechte, sondern auch Menschenpflichten einfordern durfte! Langsam überwand ich meine Unfähigkeit, mich zu wehren... Das war eine schwere Hürde - die größte Angst ist die Angst vor der Freiheit!
Diederich Heßling, eine Romanfigur in Heinrich Manns Roman "Der Untertan" ist noch immer ein Teil unseres (vor allem deutschen) Durchschnitts-Ichs. Auch in Heßling fand ich mich wieder, auch mit dem Untertan konnte ich mich gut identifizieren, allerdings erst nach erheblichem Widerstand...Diese Art der "negativen" Identifikation ist ganz gewiss nicht leicht, weil das Ego sich nur mit dem Guten, Edlen und Schönen von haus aus lieber identifizieren mag, wer sich aber auf den Individuationsweg macht und sich seinem Schatten stellt, wird nicht umhinkommen, sich auch mit diesen Schattenseiten zu identifizieren, bevor sie transformiert/ transzendiert werden können.
Das bin ich: Feige, ängstlich, ohnmächtig und zugleich größenwahnsinnig, ein ängstliches Mäuschen mit einer großen Klappe...; und vieles mehr, was ich an mir nicht sehen wollte und konnte. Das schmerzt... und wie das schmerzt. Selbsterkenntnis ist nämlich nicht n u r transpersonale SELBSTerkenntnis - die Erkenntnis, dass ICH und Gott EINs und dasselbe ist , wie man mancherorts zu wissen meint - Selbsterkenntnis ist auch auf der personalen Ebene eine unabdingbare Notwendigkeit: Ohne Schattenintegration wirds nichts mit der Bewußtseinsevolution. Die Erkenntnis oder besser gesagt, die Enthüllung im Gewahrsein, dass "Alles schon da" ist, ist von Schattenintegration abhängig, wenn Erwachen nicht nur ein kurzes Strohfeuer - eine "vorübergehende Erscheinung" bleiben soll.
Die Weltliteratur war mir wie ich schon sagte, eine große Hilfe auf meinem Weg. Gerade auch die Romane... Romane, so lernte ich als Kind von den Nonnen, waren durchweg weltlicher Schund und antichristlich...
Ohne meine Bücher - meine Geistesbrüder und Geistesschwestern - wäre das Zeitalter der Aufklärung niemals in mir selbst angebrochen. (Wer immer den Verstand verteufelt und Bücher verbietet und vor allem im Namen Gottes, ist ein Verbrecher!)
Immanuel Kant:
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.
Freies Denken ist wildes und zugleich geordnetes Denken.
Es geht in der Spiritualität letztlich nicht darum, eine Heiliger - sondern ein wahrhaft freier Denker zu werden. Allerdings kommt er um die Heiiligkeit nicht herum... LOL! Erst wenn das Heilige ebenfalls transzendiert ist, bist du ein Wahrhaft Freier Denker!